„Einigt euch endlich!“

Die Digitalisierung der Bildung kann man getrost als Megathema bezeichnen, über das viel geredet, geschrieben und auch publiziert wird. Während die einen verheißungsvoll von der digitalen Bildungsrevolution schwärmen, ist diese für andere wie den Hirnforscher Manfred Spitzer oder den langjährigen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, ein Schreckensszenario. Dabei sind wir längst mittendrin in einem Prozess, der unsere Schulen und Hochschulen einschneidend verändern wird.

Allein die Diskussion darüber, ob mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets im Unterricht gezielt eingesetzt werden oder ausgeschlossen bleiben sollen, zeigt, dass diese Erkenntnis noch längst nicht bei allen angekommen ist. Die Schülerinnen und Schüler verfügen nun mal über diese Geräte und nutzen sie täglich. Ein Ausschluss würde bedeuten, die Lebensrealität aus dem Klassenzimmer auszuschließen. Vielmehr muss es darum gehen, den zielgerichteten Einsatz solcher Geräte zu vermitteln und dabei die Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren der digitalen Welt aufzuzeigen. Das ist natürlich alles weitgehend erkannt, hängt aber in der Umsetzung immer noch oft an einzelnen engagierten Lehrkräften und Schulleitungen und scheitert mitunter an mangelhafter Ausstattung bis hin zu fehlendem WLAN.

Dabei gilt: der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln im Unterricht ist natürlich kein Selbstzweck und entscheidend bleibt immer eine gute Pädagogik. Dennoch bietet die Digitalisierung im Bildungsbereich erhebliche Chancen für individuelle Förderung und damit mehr Bildungsgerechtigkeit in unserem inklusiven Bildungssystem. Politisch ist das mittlerweile unstrittig und wird offensiv kommuniziert. In Niedersachsen wurde der „Masterplan Digitalisierung“ beschlossen und im Bund der „Digitalpakt“ aufgelegt und mit 5 Milliarden Euro ausgestattet. Doch die dringend benötigten Mittel aus Berlin lassen auf sich warten, da Bund und Länder sich noch nicht über die Mitfinanzierung einigen konnten. Der Vorschlag der hälftigen Mitfinanzierung durch die Länder, hat deren Vertreter im Bundesrat kurz vor einer Einigung im letzten Jahr kalt erwischt und war nicht hinnehmbar. Wenn jetzt positive Signale aus Berlin kommen, von dieser Regelung abzuweichen ist das gut und lässt auf einen Durchbruch im Vermittlungsausschuss in den nächsten Tagen hoffen.

Das sogenannte Kooperationsverbot ist schließlich in dieser Form nicht mehr zeitgemäß und muss zumindest soweit aufgehoben werden, dass der Bund sich stärker an den Bildungskosten beteiligen kann. Die Befürchtung einer aus Berlin zentral aufoktroyierten „Einheitsschule“ der Herren Kretschmann und Söder teile ich als Landespolitiker ausdrücklich nicht.

In Niedersachsen beträgt der Anteil der Kosten für Bildung und Wissenschaft am Gesamthaushalt rund 25% mit steigender Tendenz. Wir brauchen die in Aussicht gestellten 470 Millionen für digitale Bildung, denn die Herausforderungen für das Land und die Kommunen als Schulträger sind vielerlei Hinsicht erheblich. Schließlich geht es darum, landesweit beste Voraussetzungen für gute Bildung im digitalen Zeitalter zu schaffen. Und für mich als Sozialdemokraten gilt: Gute Bildung darf nicht am Geldbeutel scheitern, weder am Geldbeutel der Eltern noch am klammen Stadtsäckel vieler Kommunen!

 

Christoph Bratman