Eine Verstärkung verabschiedet sich – der Praktikumsbericht von Vincent

Vincent hat uns im Team einige Wochen verstärkt - und war eine große Hilfe. Ich und das Team bedanken uns herzlich bei ihm. Im folgenden kann man seinen Bericht bei uns Lesen. Wir wünschen Vincent für seinen weiteren Weg alles erdenklich gute - Christoph Bratmann

Im vergangenen September hatte ich die Chance, ein Praktikum bei Christoph Bratmann zu machen, dem Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Braunschweig. Der Zeitraum war optimal gewählt, schließlich begann ich mein Praktikum mitten in der heißen Phase des Wahlkampfes für die Kommunalwahl am 11. September. So durfte ich Christoph und Alexandra Dzaack, seine Assistentin, in den Wochen vor der Wahl auf verschiedenste Wahlkampfveranstaltungen und Podiumsdiskussionen begleiten. Christoph besuchte etwa eine Konferenz in Wolfenbüttel zur der beruflichen Bildung, oder er diskutierte auf einer Podiumsdiskussion im Westlichen Ringgebiet die Schaffung sozialen Wohnraums. Darüber hinaus stellte er sich den Wahlforen des DGB und der Braunschweiger Zeitung.

Ich besuchte all diese Veranstaltungen nicht bloß als unbeteiligter Zuschauer, sondern wurde von Christoph und Alexandra von Anfang an eingebunden. Umso besser, was gibt es schließlich Unangenehmeres, als ein Praktikum, das einem das Gefühl gibt, überflüssig zu sein. Meine Aufgabe war es, über die verschiedenen Veranstaltungen, die Christoph besuchte, kleine Berichte zu schreiben für seine Website und natürlich für den „Bratmann-Boten“. Außerdem recherchierte ich im Vorfeld der Veranstaltungen zu den jeweiligen Themen, um Christoph in seiner Vorbereitung auf die verschiedenen Wahlforen und Diskussionen zu unterstützen.

Nicht jede Aufgabe konnte natürlich so anspruchsvoll sein. Es war ja Wahlkampf, und das bedeutet bei der SPD traditionell, dass eine ganze Menge roter Rosen an den Mann und die Frau gebracht werden müssen. Entdornte Rosen wohlgemerkt, man will das liebe Wahlvolk ja nicht verschrecken. Und da kommt der Praktikant ins Spiel… Insgesamt 600 Rosen sind es gewesen, die von mir in liebevoller Handarbeit von ihren Dornen befreit und mit Visitenkarten Christophs geschmückt worden sind. Halb so wild das Ganze, schließlich konnte ich mich auf die tatkräftige Unterstützung Alexandras verlassen, die zu diesem Anlass extra zwei „Entdorner“ aus dem Baumarkt besorgt hatte. Eine der nützlichsten Erfindungen seit der Waschmaschine, meiner bescheidenen Meinung nach. Ich wurde denn auch reichlich entlohnt für meinen Einsatz an der Rose, in Form von Wurst und Bier auf dem Magnihoffest der SPD.

Die ersten Wochen meines Praktikums standen also ganz im Zeichen der Kommunalpolitik in Braunschweig. Das sollte sich nach der (gewonnenenJ) Kommunalwahl ändern. Denn Christoph ist ja nicht bloß Ratsherr in Braunschweig, sondern vor allem auch Abgeordneter des niedersächsischen Landtags. Es ging also nach Hannover. Dort durfte ich auf der Praktikantenloge des Plenarsaals platznehmen, um von dort aus meine erste Landtagsdebatte hautnah mitzuerleben. Es ging hoch her. Man kennt solch erhitzte Debatten sonst ja eigentlich eher aus dem Bundestag, doch was der niedersächsische Landtag an energischen Appellen, originellen Zwischenrufen und christdemokratischen Cholerikern so zu bieten hat, ist auch nicht gerade von schlechten Eltern.

Das Ganze war auch inhaltlich sehr interessant. Die unterschiedlichen Ansätze und Weltanschauungen wirtschaftsliberaler und sozialdemokratischer Politik werden im niedersächsischen 4-Parteienparlament, wie ich finde, sehr deutlich, etwa bei der Frage nach der Verwendung zusätzlicher Steuereinnahmen. Während die schwarzgelbe Opposition Steuererleichterungen für alle Einkommensklassen fordert, pochen SPD und Grüne darauf, dass die Mehreinnahmen in die Zukunft investiert gehörten, in Bildung und Infrastruktur. Auch beim Thema Bildung offenbarten sich die Unterschiede zwischen rotgrün und schwarzgelb. Zu diesem Thema äußerte sich dann auch Christoph im Plenum, der ja von Haus aus Berufsschullehrer ist. Er nahm Stellung zu einem Antrag der CDU-Fraktion, dem er ein veraltetes Bildungsverständnis nachwies.

Neben den spannenden Debatten, die ich im Plenum miterleben durfte, hatte die Plenarwoche noch einen positiven Nebeneffekt: Ich als eingefleischter Braunschweiger lernte endlich einmal etwas mehr von unserer Landeshauptstadt kennen, malerische Ecken wie das Gelände des TÜV-Nord beispielsweise. Aber Spaß beiseite, die nächtliche Aussicht über die Stadt der sich mir beim launigen rotgrünen Abend auf der Terrasse des Landtags bot, war tatsächlich durchaus sehenswert. Braunschweig ist natürlich trotzdem noch schöner.

Hatte ich mir bis dato noch keinen nennenswerten Fauxpas geleistet, versagte ich in Hannover bei einer eigentlichen Kernkompetenz des Praktikanten, dem Kaffeekochen. Ich scheiterte an einer Maschine, die laut Alexandra ihre Kinder bereits mit 5 Jahren hätten bedienen können. Als ich dann noch ein Schokoladeneis großflächig auf meinem hellblauen Hemd verteilte war die Schmach perfekt.

Ich hoffe, dass ich trotzdem noch einen ganz passablen Eindruck gemacht habe, mir hat das Praktikum auf jeden Fall großen Spaß gemacht. Mir hat die angenehm lockere Arbeitsatmosphäre sehr gut gefallen, ob im Landtag oder in der Fraktionsgeschäftsstelle im Braunschweiger Rathaus. Der Einblick den ich in politische Abläufe und Debatten gewinnen durfte ist allemal Goldwert.

Vor allem eines habe ich während meines Praktikums gelernt, nämlich wie haltlos die allermeisten Vorurteile über Politiker doch sind. Wenn ich beispielsweise sehe mit wie viel Einsatz sich Christoph und seine Kollegen im Petitionsausschuss den Anliegen der Bürger annehmen und miterlebe wie unermüdlich Alexandra und Christoph zwischen Hannover und Braunschweig pendeln von Podiumsdiskussion zu Fraktionssitzung, von Ausschuss zu  Ratssitzung, dann kommt mir das gängige Klischee des faulen, abgehobenen Politikers geradezu absurd vor. Auch für die eher skurrilen Vorschläge hatten die beiden noch ein offenes Ohr, die Forderung eines charmanten Mitbürgers etwa, Christoph solle doch bitte mal die Fenster am Bahnhof putzen und den Afrikanern in Braunschweig die Mülltrennung erklären. Man sei als Politiker schließlich manchmal auch als Therapeut gefragt, so erklärte mir Christoph. Ich bin sehr froh um die Zeit die ich als Praktikant mit Alexandra und Christoph verbringen durfte und nehme nun mit neuem Schwung mein Studium wieder auf.