AfB-Workshop „Inklusion – Wege zur Umsetzung“

Braunschweig. „Es ist interessant, welche Probleme und Ängste es selbst in Runden gibt, die sich schon sehr lange mit diesem Thema beschäftigen.“ Mit diesen Worten unterstrich Elke Tonne-Jork, die niedersächsische Landesvorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB), in ihrer Begrüßung die Notwendigkeit für die Durchführung des Workshops zur Umsetzung der Inklusion an niedersächsischen Schulen.

Die AfB-Landesvorsitzende Elke Tonne-Jork eröffnete den Workshop und leitete die Diskussion im Plenum.

AfB-Bundesvorsitzender Peter Befeldt erläuterte die unterschiedliche Lage in den einzelnen Bundesländern. So hätten die Eltern in Bremen schon seit Jahren das Recht zu entscheiden, welche Schule ihre Kinder mit Behinderung besuchen. Und Reinhard Fricke, Schulleiter an der Oswald-Berkhan-Schule in Braunschweig, erklärte: „Wir haben in Deutschland keine Tradition, die man inklusiv nennen könnte.“ Es reiche deshalb nicht, die bislang „selektiv denkenden Schulen einfach umzubenennen.“ Den breiten parlamentarischen Konsens, den es bei der Verabschiedung des Landesgesetzes im Jahre 2012 gegeben habe, gelte es jetzt mit Leben zu erfüllen.

Auch Ulrich Markurth, Braunschweiger Stadtrat für Soziales und Bildung, betonte, dass es sich bei der Inklusion um ein gesellschaftliches Thema handle, „das in allen Köpfen beginnen muss“. Im Augenblick sei sogar zu fragen, ob die Inklusion überhaupt von einer Mehrheit der Bevölkerung gewünscht werde. „Jedem Kind nach seinen Möglichkeiten“ – aus einem solchen Anspruch leite sich eigentlich sogar die Forderung nach einer Einheitsschule ab, die aber mehrheitlich derzeit nicht durchsetzbar sei. Markurth sprach vom „Tanker der Segregation“. So sei „in den letzten 30 Jahren zwar viel passiert, aber es hat sich wenig verändert“. Die Erwartungen an die Landesregierung seien immens. Das gesetzlich vorgegebene Ziel, bis 2018 alle Schulen inklusiv zu gestalten, sei vermutlich nicht zu schaffen. Das dürfe man sich getrost schon jetzt eingestehen.

MdL Christoph Bratmann zeigte sich dennoch guten Mutes. „Egal, welche Vorbehalte und Schwierigkeiten es gibt – die Inklusion wird kommen“, war er sich sicher. Aber auch Bratmann gestand ein, es gebe viele Ängste und man müsse die Inklusion vorsichtig vorantreiben. „Wir wollen keinen Umbruch, sondern einen Prozess, in dem wir die Menschen mitnehmen und überzeugen können.“ Für inklusive Schulen stünden im kommenden Schuljahr 150 zusätzliche Lehrer/innen sowie weitere Stunden für pädagogische Mitarbeiter/innen zur Verfügung. Mehr würde der Haushalt des Landes zurzeit nicht hergeben.

Der Nachmittag der Veranstaltung stand für Arbeit in Arbeitsgruppen zur Verfügung. Alle Ergebnisse sollen demnächst über die Internetseite des AfB-Landesverbandes veröffentlicht werden. Außerdem wird sich der AfB-Landesvorstand weiterhin mit den Resultaten der Diskussion befassen und erforderlichenfalls Anträge auf dem nächsten SPD-Landesparteitag einbringen.