Interview mit Christoph Bratmann

Christoph Bratmann

 

•Herr Bratmann, Sie kandidieren 2013 für den Niedersächsischen Landtag. Was ist ihr persönlicher Beweggrund gewesen?

Als Kommunalpolitiker habe ich erfahren, wie spannend es ist, wenn man Politik gestalten kann und im Land sind einfach die Gestaltungsspielräume größer. Das gilt besonders für meinen Schwerpunkt, die Bildungspolitik. Zudem nimmt Politik auch als SPD-Unterbezirksvorsitzender einen großen Teil meiner Freizeit ein und ist quasi mein zeitintensivstes Hobby geworden. Was gibt es also schöneres als das Hobby zum Beruf zu machen?

•Sie sind von Beruf Berufsschullehrer. Setzen Sie sich persönlich gerade deshalb für das Thema Bildungspolitik ein will es so nah am Job ist oder gibt es noch andere Gründe?

Ja, natürlich. Meine bildungspolitischen Vorstellungen haben viel mit meinen Erfahrungen als Lehrer zu tun. In der Berufsschule bin ich in verschiedenen Schulformen tätig, vom Beruflichen Gymnasium über die Fachschule Sozialpädagogik für angehende Erzieherinnen und Erzieher bis hin zum Berufsvorbereitungsjahr für Hauptschulabgänger ohne Abschluss. Die Berufsbildenden Schulen nehmen wichtige integrative Aufgaben wahr und sorgen für mehr Durchlässigkeit im Schulsystem, das wird vom bisherigen Kultusministerium leider kaum wahrgenommen.

•Welche bildungspolitischen Ziele ergeben sich aus diesen Erfahrungen?

Der Grundstein für eine erfolgreiche Bildungskarriere wird bereits im frühkindlichen Alter gelegt, deshalb brauchen wir mehr entsprechende Betreuungsplätze in Krippen und KiTa`s, wo mitunter auch die Möglichkeit besteht Eltern mit einzubeziehen und insbesondere sozial schwache Familien zu unterstützen. Wir brauchen eine Bildungslandschaft in der die Kinder und Jugendlichen nicht frühzeitig anhand ihrer Schulleistungen selektiert werden, sondern in der die individuelle Förderung im Vordergrund steht. Dazu sollen Schritt für Schritt die schulischen Rahmenbedingungen geschaffen werden mit entsprechenden Klassengrößen, gebundener Ganztagsbetreuung und dem Ausbau der Schulsozialarbeit. Darüber hinaus sollen weitere Integrierte Gesamtschulen ermöglicht werden und eine Wahlmöglichkeit bestehen, ob das Abitur nach 12 oder 13 Jahren absolviert wird.
Zudem erlebe ich immer wieder, dass unsere Abiturientinnen und Abiturienten aus finanziellen Gründen auf ein Studium verzichten oder in einem anderen Bundesland studieren. Studiengebühren sorgen also für soziale Auslese sind zudem ein Standortnachteil Niedersachsens und gehören deshalb abgeschafft.

•Sie sind seit gut einem Jahr der Schulausschussvorsitzende in Braunschweig und haben in der Bildungspolitik meist die Mehrheit der Stimmen gehabt. Was konnten Sie bewirken?

Besonders froh bin ich darüber, dass wir bereits zum Schuljahr 2012/2013 die 5. IGS für Braunschweig am Standort Heidberg auf den Weg gebracht haben. Das entspricht dem Willen vieler Eltern in der Stadt. Darüber hinaus haben viele Braunschweiger Schulen Raumnot oder bauliche Mängel, die es zu beheben gilt. Hier muss man Prioritäten setzen und mitunter auch politischen Druck auf die Verwaltung ausüben, bei der BBS V hat das z.B. ganz gut funktioniert. Bei dem verständlichen Wünschen der Schulen nach gebundener Ganztagsbetreuung und nach Schulsozialarbeiterstellen stoßen wir in der Kommune an Grenzen. Hier brauchen wir den Politikwechsel im Land.

•Sie betonen in Ihrer Wahlkampagne den Begriff der „Löwenstärke“. Was meinen Sie damit?

Der Löwe ist nun mal ein Symbol für Stärke und Entschlossenheit und ziert gleichzeitig das Braunschweiger Stadtwappen. Als gebürtiger Braunschweiger und Lokalpatriot möchte ich mich für die Belange dieser Stadt auch auf Landesebene einsetzen, denn die Interessen Braunschweigs sind unter der schwarz-gelben Landesregierung meist zu kurz gekommen.

•Woran machen Sie fest, dass Braunschweiger Interessen im niedersächsischen Landtag unter schwarz-gelb nicht stark genug vertreten sind?

Personell kann man es daran festmachen, dass niemand aus dem schwarz-gelben Landeskabinett aus dieser Region stammt. Die Braunschweiger CDU-Abgeordneten im Landtag hat man nicht wahrgenommen, als z.B. bei der Braunschweiger Polizei über 100 Stellen abgebaut wurden, der Ausbau der Regiostadtbahn verhindert wurde oder der Braunschweiger Vertreter aus dem Aufsichtsrat der Nord LB geworfen werden sollte.

•Warum kandidieren Sie gerade hier im Wahlkreis Braunschweig-West? Was verbindet Sie mit diesem Gebiet?

Ich habe etliche Jahre zunächst in der Schuntersiedlung und später im Eichtal, im westlichen Ringgebiet, gewohnt, von daher kenne ich den Wahlkreis gut. Man trifft mich oft mit dem Fahrrad auf dem Ringgleis oder an dem Ort, an dem ich viel Freud und Leid erfahren habe, dem Eintrachtstadion. Ich bin sehr daran interessiert das westliche Ringgebiet und die Nordstadt weiterzuentwickeln, soziale Projekte zu erhalten und das vielfältige bürgerschaftliche Engagement zu unterstützen. Zudem muss man die Verkehrssituation in den ländlichen Gebieten des Wahlkreises im Blick haben, z.B. in Watenbüttel.

•Zum Wahlkreis gehört auch das Dorf Thune mit der Firma Eckert und Ziegler. Dort und in den Nachbardörfern Wenden und Harxbüttel sind viele Bürgerinnen und Bürger stark verunsichert, was ihre Sicherheit vor der radioaktiven Strahlung angeht. Können die die Ängste und Sorgen der Menschen verstehen und wie schätzen Sie den politischen Handlungsrahmen ein?

Die Ängste der Anwohnerinnen und Anwohner kann ich insofern verstehen, weil die Firma eine Erweiterung plant, mit dem Ziel radioaktives Material aus stillgelegten Atomkraftwerken zu verarbeiten. Genehmigungen für den Umgang auch mit hochradioaktivem Material liegen vor. Der Standort in der Nähe zu Schule und Wohngebiet ist aus meiner Sicht hierfür ungeeignet, trotz aller Sicherheitsvorkehrungen. Im Stadtrat wurde deshalb auf Initiative von SPD und Grünen eine bauliche Veränderungssperre verhängt. Ein neues Genehmigungsverfahren muss auf Landesebene angestoßen werden.

•Nennen Sie uns 5 Gründe, warum die Bürgerinnen und Bürger Sie am 20. Januar wählen sollten?

 

 

oWeil ich einen vielfältigen beruflichen Erfahrungshintergrund für die Politik mitbringe.
oWeil ich gerne mit Menschen rede und Spaß daran habe zu verhandeln, nach Kompromissen zu suchen aber auch Entscheidungen durchzusetzen.
oWeil ich sehr gern Braunschweiger bin und mich für diese Stadt und ihre Menschen einsetzen will.
oWeil nach etlichen Jahren aus Braunschweig einfach mal wieder frischer Wind und neue Ideen in den Landtag einziehen müssen.
oGanz einfach: Weil es Zeit für den Wechsel ist.